Musterlösung – quantitative Methoden

Aufgabenstellung

Im Vergleich mit kooperativem Lernen umfasst direkte Instruktion eine klarere und durch die Lehrkraft geleitete Präsentation fachlicher Konzepte. Bezüglich des Erwerbs von Fachwissen könnten davon vor allem Lernende mit geringem Vorwissen profitieren, da die Lernumgebung klarere Strukturen aufweist. Bezüglich einer Förderung von Motivation könnte hingegen kooperatives Lernen im Vorteil sein, da der Anteil an selbstgesteuerten Lernphasen größer ist.

  1. Entwerfen Sie ein Design für eine Studie, die diese Hypothese prüfen will.
  2. Präsentieren Sie insbesondere Argumente dafür, wie Sie mit dem Korrespondenzproblem und dem Basissatzproblem umgegangen sind, bei denen Sie davon ausgehen, dass sie die wissenschaftliche Gemeinschaft überzeugen.

Mögliche Lösung

Es gibt zwei Hypothesen:

  1. Lernende mit geringem Vorwissen profitieren von klareren Strukturen. Zusatzannahme: direkte Instruktion liefert klarere Strukturen als kooperatives Lernen.
  2. Mehr Eigenanteil im Arbeiten befördert eine höhere Motivation. Zusatzannahme: der Eigenanteil ist beim kooperativen Lernen größer als bei der direkten Instruktion.

Mögliches Design

Anlage der Studie: Quasi-Experiment mit Prä- und Posttest und zwei Bedingungen: Direkte Instruktion und Kooperatives Lernen. Beide Unterrichtsgänge werden geplant und inklusive der Materialen vorgegeben, die Unterrichtszeit ist jeweils gleich und dieselbe Lehrkraft wird entsprechend geschult und führt beide Unterrichtsgänge durch. Beide Gruppen lernen den gleichen Teil der Newtonschen Mechanik. Nur die durch die Bedingungen vorgegebene Variable unterscheidet die Gruppen.

Stichprobe: Es werden mehrere Schulen angeschrieben und darauf geachtet, dass nur Jahrgangsstufen teilnehmen, bei denen der Fachinhalt im Curriculum auftaucht. Integriert werden Klassen, die aus Schulen mit verschiedenem sozioökonomischen Hintergrund stammen, auch werden Schulformen in beide Gruppen integriert. Sozioökonomischer Hintergrund und Schulform entsprechen der Verteilung aller Schulen in Deutschland für beide Gruppen. Ansonsten werden die Klassen zufällig auf die Bedingungen verteilt. Es wird vorher bestimmt, dass man ca. 100 Personen pro Gruppe braucht, um Effekte mittlerer Größe statistisch gesichert finden und mit dem geclusterten Sample statistisch arbeiten zu können.

Messinstrumente: Es wird darauf geachtet, dass der Test zum Fachwissen nur Inhalte abbildet, die den Lernzielen entsprechen. Die Lernziele können direkt Items zugeordnet werden. Dazu wurden Items aus mehreren etablierten Testinstrumenten ausgewählt. Der Test zur Motivation ist ein etabliertes Instrument, das aber auf die Inhalte des Unterrichtsgangs in den Formulierungen angepasst wird, wo es zu allgemein ist. Hintergrund ist ein Modell der Motivation im Anschluss an Deci und Ryan, alle Faktoren der Motivation sind im Test abgebildet

Umgang mit Korrespondenzproblem und Basissatzproblem

Korrespondenzproblem: Der Test zum Fachwissen entspricht den Lernzielen und bildet somit direkt das zu testende Konstrukt ab. Der Test zu Motivation bildet ein etabliertes Modell komplett ab, das beschreibt, wie Motivation sich bei Menschen gestaltet. Er ist auf die Inhalte des Unterrichts angepasst.

Basissatzproblem: Das Design eines Quasi-Experiments könnte dazu führen, dass Gruppenvariablen Einfluss auf die Ergebnisse erhalten, das muss in der Analyse berücksichtigt werden. Allerdings ist zu erwarten, dass gerade kooperatives Lernen in zufällig zusammengesetzten Gruppen nicht so wirken kann wie in etablierten Lerngruppen, deswegen war ein Experiment nicht möglich. Es würde die Bedingung kooperatives Lernen benachteiligen. Die Stichprobe ist nicht randomisiert, d.h. es kann keine globale Repräsentativität angenommen werden. Es ist jedoch durch zwei wichtige Variable, den sozioökonomischen Hintergrund und die Schulform, variablenspezifisch repräsentativ und somit in wichtigen Teilen eine Quotenstichprobe.

Wichtig anzumerken ist: es gibt nie das einzig richtige, d.h. perfekte Design! Der Feldzugang führt z.B. oft dazu, dass man Zugeständnisse machen muss. Es geht immer darum, mögliche Störungen der Interpretationen durch Korrepondenzproblem und Basissatzsproblem zu minimieren, sodass die Studie in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf Akzeptanz trifft. Das findet man nur raus, indem man sein Design mit Kolleginnen und Kollegen diskutiert – z.B. auf Tagungen.