Physikkurswahl Oberstufe

Joana Riedel: Anwahl von Physikkursen in der gymnasialen Oberstufe - Motive von Schülerinnen und Schülern

Ziel der Arbeit

Welche Einflussfaktoren sind für Bremer Schülerinnen und Schüler der neunten Klassenstufe und der Einführungsphase wichtig, sich für oder gegen einen Physikkurs in der Oberstufe zu entscheiden.

Entwicklung der Schülerzahlen im Fach Physik

Die Kurswahl für das Fach Physik im Land Bremen ist in den Schuljahren 2002/03 bis 2010/11 relativ konstant geblieben. 14%-16% der Schülerschaft wählte einen Physikgrundkurs und 6%-8% der Schülerschaft einen Physikleistungskurs. Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede zuungunsten der Mädchen. Etwa 30% der Physikgrundkurswähler und nur etwa 12%-20% der Physikleistungskurswähler sind Mädchen.

Erhebungsinstrumente

Fragebogen und Interviewleitfaden einer Gruppendiskussion

Der Fragebogen umfasst die Bereiche:

  1. Biografische Informationen zur Schullaufbahn, zum beruflichen Hintergrund der Eltern und zur Physikkurswahl
  2. Physikbezogene außerschulische Tätigkeiten (Skala)
  3. Fähigkeitsselbstkonzept (Skala mit Subskalen „Schule allgemein“, „Mathematik“ und „Physik“)
  4. Erfahrungen mit erlebten Physikunterricht (Skala mit Subskalen „emotionale Komponente“, „Gestaltung und Methoden des Unterrichts“ und „Gerechtigkeit“)
  5. Erfahrungen mit Physiklehrkräften (Skala mit Subskalen „Empathie“, „roter Faden“, „Zusammenhänge zum Alltagswissen“ und „innerfachliche Konsistenz“)
  6. Gründe für die Kurswahl (Skala)

Pilotierung

  1. Fragebogen: 69 Schülerinnen und Schüler aus vier zehnten Klassen aus zwei Hamburger Gymnasien
  2. Gruppendiskussion: sechs Halbgruppen

Hauptuntersuchung

  1. Fragebogen: 186 Schülerinnen und Schüler aus sechs Bremer Schulen (drei Gymnasien, zwei Oberschulen, ein Schulzentrum) aus drei neunten Klassen und sieben Einführungsphasen
  2. Gruppendiskussion: sieben Halbgruppen

Ergebnisse

Vorgehen bei der Auswertung in SPSS:

  1. Mittelwertvergleich der Gruppen Physikleistungskurswähler, Physikgrundkurswähler und Physikkursabwähler bezüglich der Skalen und Subskalen
  2. Kolmogorov-Smirnov-Test: Sind die Daten einer Skala/Subskala normalverteilt?
  3. Gruppenvergleichstest:
  4. t-Test bei Normalverteilung: Unterscheiden sich zwei Mittelwerte systematisch voneinander?
  5. U-Test bei nicht normalverteilten Daten: Kann ein Unterschied in den Rangreihen eines Merkmals zwischen zwei Gruppen als systematisch oder zufällig angenommen werden?
  6. Bei signifikantem Unterschied der Gruppen Physikkurswähler und -abwähler eines t-Tests: Effektstärke nach Cohens berechnen, um herauszufinden, ob der Unterschied didaktisch bedeutsam oder vernachlässigbar ist.

Physikkurswahl für die Qualifikationsphase: 53% Wähler, 47% Abwähler

Keine oder nur untergeordnete Rolle bei der Wahl spielen:

  • beruflicher Hintergrund der Eltern
  • Studien-/Berufswunsch
  • Physiklehrperson

Signifikante Gruppenunterschiede mit mittlerem Effekt:

  • physikbezogene außerschulische Tätigkeiten
  • physikbezogenes Fähigkeitsselbstkonzept
  • erlebter Physikunterricht

Wichtigste Wahlmotive der Schülerinnen und Schüler:

  • Interesse an Physik
  • Bisherige Noten in Physik
  • Punkteoptimierung im Abitur
  • Bisher erlebter Physikunterricht
  • Qualität der Erklärungen der Physiklehrperson